Oberbürgermeister-Wahl
Amtsinhaberin und
zwei Herausforderer
Von Bernhard
Biener, Bad Homburg
Die
Amtsinhaberin: Ursula Jungherr (CDU)
24. April 2009 In
einem Wahlkampf sucht man gerne nach sogenannten Aufregerthemen. Das ist in Bad
Homburg ein einfaches und schwieriges Unterfangen zugleich. Einfach, weil es
hier wenig braucht, damit sich die Parteien gegenseitig erbitterte Vorwürfe
machen. Die Erweiterung der Sporthalle im Stadtteil Ober-Eschbach entwickelt
sich gerade zum Gegenstand einer Diskussion, in der schon wieder von „Lug und
Trug“ die Rede ist. Andererseits stumpft der stete Streit ab, so dass sich die
Wahlkampfzeiten kaum vom üblichen Gegeneinander unterscheiden.
Im Rückblick auf
die vergangenen Wochen erscheint die unerwartete Kehrtwende von
Oberbürgermeisterin Ursula Jungherr (CDU) in der Frage des Schulbaus am
Bommersheimer Weg noch als die größte politische Erschütterung. Die
Pestalozzischule für Lernhilfe soll nach monatelangen Protesten einer
Bürgerinitiative nicht dort, sondern neben dem Krankenhaus neu gebaut werden.
Blau
vorherrschende Farbe
Herausforderer:
Michael Korwisi (Die Grünen)
In der Kurstadt
herrschen ungewöhnliche Verhältnisse. Müssen sich andernorts Amtsinhaber wegen
angeblicher Verschwendung kritisieren lassen, hat sich Jungherr regelmäßig den
Vorwurf anzuhören, sie wache zu knauserig über das reichlich vorhandene
städtische Geld. Am Sonntag bewirbt sich die Oberbürgermeisterin um eine zweite
Amtszeit. Die 62 Jahre alte Juristin stammt aus Heidelberg und war zunächst
Richterin, bevor sie nach Bad Homburg kam und 1989 in die
Stadtverordnetenversammlung gewählt wurde. Eher unauffällig, aber stetig
arbeitete sie an ihrer politischen Karriere. Nach knapp fünf Jahren als
Stadtverordnetenvorsteherin wurde sie 1999 hauptamtliche Stadträtin, bevor sie
zweimal innerparteiliche Konkurrenten aus dem Feld schlug: Zuerst bei der
Aufstellung eines Bürgermeisterkandidaten, dann vor der Oberbürgermeisterwahl
2003, als sie Reinhard Wolters übertrumpfte. Dessen Wahl im Jahr 1998 hatten
die Gerichte für ungültig erklärt.
Im Dezember sah
sich Jungherr selbst vom CDU-Fraktionsvorsitzenden Alfred Etzrodt
herausgefordert, als es um die Kandidatenaufstellung ging. Doch auch diesmal
setzte sich die Amtsinhaberin durch. Die Kritiker in der CDU sahen die Politik
vor allem nicht gut genug verkauft – die Proteste gegen dieses oder jenes
Projekt drohten sich zu summieren. Hier setzt Michael Korwisi an, der einen
anderen Führungsstil und Bürgernähe ankündigt. Deshalb tritt der Mitgründer der
Grünen in Bad Homburg und im Hochtaunuskreis als unabhängiger Kandidat und
„Ur-Homburger“ an.
In seinem
Wahlkampf ist nicht Grün, sondern Blau vorherrschende Farbe. Sie entstammt dem
Stadtwappen. Der Lehrer für Englisch und Russisch war Landesgeschäftsführer der
Grünen und Referent im Umweltministerium, bevor er 2001 hauptamtlicher Stadtrat
wurde. Bis zu seiner Abwahl 2006 arbeitete er dank der schwarz-grünen Koalition
neben Jungherr im Magistrat. Am Wahlsonntag wird er 57 Jahre alt.
Löcher in den
Straßen
Während die
Oberbürgermeisterin die von ihr begonnenen Vorhaben zu Ende bringen will und
Korwisi sich beim Thema Bad Homburg nichts vormachen lässt, ist SPD-Kandidat
Karl Heinz Krug ein Neuling auf dem lokalen politischen Parkett. Das stellt er
als Vorteil heraus: Schließlich habe er noch keinem aus den anderen Fraktionen
auf die Füße getreten und könne daher unbeschwert nach einer Mehrheit für seine
Politik suchen – in der Stadtverordnetenversammlung haben CDU und FDP das
Sagen.
Der selbständige
Unternehmensberater wuchs in der Wetterau, in Spanien und im Vogelsberg auf,
engagierte sich für die SPD in Schotten und im Kreistag. Sein gutes Abschneiden
bei der Landratswahl im Jahr 2006 gegen den Amtsinhaber der CDU im Vogelsberg
will sich die SPD für Bad Homburg zum Vorbild nehmen.
Der zweite
Herausforderer: Karl-Heinz Krug (SPD)
39.500 Wähler
sind am Sonntag dazu aufgerufen, die Stimme abzugeben. Ihnen haben sich die
drei Kandidaten vor allem durch unterschiedlichen Politikstil empfohlen. Zwar
gibt es bei einzelnen Sachthemen unterschiedliche Auffassungen, etwa bei der
Schaffung von Sozialwohnungen, wo Jungherr die Subjektförderung, also Zuschüsse
für Wohnungssuchende, vorzieht. Oder beim Umbau des alten Landratsamts zum
Louisencenter, wo Korwisi sich mit der „kleinen Lösung“ nicht zufriedengeben
will, über die im Mai das Verwaltungsgericht entscheidet. Doch dass Korwisi in
den öffentlichen Debatten erstaunlich häufig beim Thema Löcher in den Straßen
landete, ist ein Hinweis darauf, dass es bei der Direktwahl am Sonntag vor
allem um die Persönlichkeit der drei Bewerber geht.
Text: F.A.Z.
Bildmaterial:
Michael Kretzer
© Frankfurter
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